trauere wie du willst

Kennst Du das? Es geht Dir miserabel. Du heulst Dich aus, teilst Dein Leid, weisst nicht was Du tun sollst und Dein Gegenüber sagt nach einer gewissen Zeit: „Das wird wieder!“.

Oder: „Du bist doch noch jung.“
Oder: „Zeit heilt alle Wunden.“
Oder: „Reiß Dich zusammen.“

Gut gemeint ist nicht gleich gut

Auch wenn wir wissen, dass die andere Person es gut meint: es ist nicht gut für uns. Was wir raushören ist „Deine Gefühle sind nicht so schlimm, mach nicht so einen Wind darum, es ist eh bald alles wieder vergessen“.

Natürlich möchte die andere Person, dass es uns besser geht und versucht uns damit zu vermitteln, dass wir nicht ewiglich leiden werden. Auch das ist vollkommen richtig. Der Schmerz und das Leid werden vorübergehen

Doch jetzt, in diesem Moment leiden wir und das Herz schmerzt. Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Wir sind aufgeschmissen. Und wir brauchen ein bisschen Zeit um aus diesen Gefühlen wieder rauszukommen, nicht jemanden der uns sagt, dass wir das einfach loslassen sollen.

Es ist ok, dass es nicht ok ist*

…für eine gewisse Zeit. Es ist ok, dass wir trauern über das was passiert ist. Dass wir aufstehen, den Staub abschütteln und versuchen weiterzugehen.

Aber es ist auch ok wenn wir ein Wochenende im Bett verbringen wollen. Oder erstmal nicht mit feiern gehen. Oder anfangen uns umzuorientieren. Oder oder oder… Was auch immer uns gut tut in der Situation. Trauere, wie Du willst.

Oftmals können die anderen nicht mit negativen Gefühlen umgehen

Natürlich möchten unsere Freunde und Familie, dass es uns schnell besser geht. Und wenn jemand sagt „Die Zeit heilt alle Wunden“, dann möchte er uns besänftigen und uns vermitteln, dass bald alles wieder gut sein wird.

Ich glaube aber, dass oftmals das eigene Unvermögen mitschwingt nicht mit negativen Gefühlen umgehen zu können. Dass man es nicht erträgt, wenn der andere von Kummer spricht und sich mies fühlt. Sicherlich liegt das daran, dass wir empathisch sind und mit anderen mitfühlen. Aber ich denke oftmals wollen wir nicht an unsere eigenen Schmerzen erinnert werden und versuchen die Negativität loszuwerden. „Das wird ja wieder, ich sollte mich nicht so anstellen und so viel Wind darum machen. Passiert halt.“

Du entscheidest wieviel Zeit Du brauchst

Du allein weisst wieviel Zeit Du brauchst um zu trauern oder über etwas hinwegzukommen. Du allein weisst, was Du jetzt brauchst und was Dir gut tut. Du musst Dich nicht schämen wenn Du ungeduscht zuhause sitzen möchtest. Oder wenn Du sagst „F*** that, ich geh tanzen“ und Dich schick machst.

Du allein entscheidest ob Du Dich weiter „anstellen“ möchtest oder ob „die Zeit schon alle Wunden geheilt hat“.

Ich weiss, dass es schwierig sein kann wenn Du Deinem Umfeld auch noch klar machen musst, was Du brauchst bzw. dass es noch nicht soweit ist auch wenn andere denken es sollte jetzt mal gut sein. Es kostet extra Kraft, die Du eigentlich gerade für andere Dinge aufwenden möchtest. Aber umso mehr Du zu Dir stehst und umso mehr Du für Dich klar bist was Du brauchst, umso klarer wird es auch für Dein Umfeld sein.

Kennst Du noch mehr solcher „Ich meine es doch nur gut“-Sätze?

*aus dem Buch: „Es ist ok, wenn Du traurig bist“ – Megan Devine

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