Trauer ist ein Prozess, d.h. es gibt irgendwann gute Tage und dann auch wieder schlechte. Wie eine Berg- und Talfahrt, wie eine Wanderung, wie beim surfen. Eine Freundin von mir hat die Surfanalogie für ihre Coachingmethode genommen und von ihr habe ich verstanden, dass man beim Surfen immer auf den Punkt schaut, zu dem man will und nicht auf den, der direkt vor einem liegt.

Ich frage mich: Geht das in der Trauer auch?

Phasen der Trauer

Wer sich schon ein bisschen mit Trauer befasst hat weiss, dass es fünf Phasen der Trauer gibt (so wie die Phasen einer Krise). 1. Leugnen, 2. Wut, 3. Verhandeln, 4. Depression, 5. Akzeptanz.
Ohne jetzt näher darauf einzugehen kannst Du wahrscheinlich diese Phasen nachvollziehen, wenn Du Dich an eine Krise oder einen Trauerfall erinnerst. ‚Phase‘ bedeutet aber in dem Fall nicht, dass man drei Monate für Phase eins braucht, dann vier Wochen wütend ist und danach, von einem Tag auf den anderen, Phase drei beginnt und x Tage/Wochen anhält.

Ich habe von Menschen gehört bei denen eine Phase Jahre dauerte. Aber, nicht verzweifeln, wenn Du das jetzt liest und denkst ‚Na das macht ja Mut…‘
Erstens ging es da meistens um Situationen, in denen die Trauer nicht aktiv angeschaut wurde. Weil die Person zu jung war, sich nicht auskannte oder auch in der Familie nicht darüber geredet wurde. Zweitens kann es passieren, dass wir in einer Phase verharren oder stecken bleiben, ohne, dass wir uns darüber bewusst sind.

Wir können die Phasen auch nicht bewusst beenden oder herbeiführen. Aber wir können mit dem Wissen um diese Phasen vielleicht besser verstehen was los ist und den Prozess als solchen bewusster durchleben.

Gefühle zulassen, bewusst mit Trauer umgehen

Ich war noch nie surfen, generell mag ich wenig Sportarten, die erfordern, dass ich mich auf etwas draufstelle oder mir etwas ‚umschnalle‘, also Skifahren, Eislaufen, Skateboarden, etc. Fahrradfahren ist in Ordnung 🙂 Ich schwimme aber gerne, wenn ich auch nicht viel Erfahrung mit Wellen und dem offenen Meer habe.

Ich weiss aber, und das lernt jeder, der auch schwimmen lernt, dass Wellen und Strudel gefährlich werden können. Dass sie uns selbst vom Land aus betrachtet Angst machen können. Wir alle kennen Bilder von Stürmen an der Küste, von ausgehöhlten Felsen am Meer, vielleicht sogar von abgetragenen Erdmassen. Das Wasser hat eine ungeheure Gewalt, allein der Gedanken überspült und unter Wasser gezogen zu werden macht mir Beklemmungen in der Brust.

Wenn ich also daran denke, dass Trauer in Wellen kommt, ist das beängstigend. Muss es aber nicht. Denn Trauer ist kein Wasser, wir können weiteratmen und wir werden erstmal nicht körperlich bedroht. Das Gute an Gefühlen ist, dass wir sie erleben, durchleben und durchschreiten können. Wenn wir sie zulassen. Wenn wir keine Angst davor haben. Wenn wir der Angst ins Auge schauen und zuhören was sie sagt.

Im ersten Moment kann sich das wie ein innerliches Ertrinken anfühlen. Als bestehen wir aus Angst, als wird es nie wieder ein anderes Gefühl geben, als frisst sie uns auf. Aber das ist immer temporär, wenn wir diesen Schreckmoment zulassen.

Es ist wie ein ‚durchsurfen‘ der Welle. Jede Welle bricht auch wieder und spült an Land, verliert sich im warmen Sand. Und vielleicht wachen wir ein bisschen schnaufend und ’schiffbrüchig‘ am Strand auf, nachdem die Welle uns wieder ausgespuckt hat, aber wir wachen auf. Und können uns von der Sonne trocknen lassen.

Warum nicht einfach einen Damm bauen?

Du magst jetzt fragen, wieso Du das immer wieder durchleben sollst. Wieso Du nicht einfach einen Damm bauen kannst, damit die Wellen Dir nichts anhaben können. Damit Du nicht immer wieder diesen Gefühlen ausgesetzt sein musst.

Klar, kannst Du machen. Die Wellen werden abprallen, die Wellen werden aber Deinem Damm auch ordentlich zusetzen und Du wirst regelmässig in Angst sein, ob der Damm wohl diesmal auch noch hält. Du wirst ihn pflegen müssen, Du wirst sehr viel Zeit damit verbringen ihn überhaupt erstmal aufzubauen und dann instand zu halten. Dein Leben wird zu einem Großteil vom Damm beherrscht sein. Und denk allein an die Materialkosten 🙂

Wenn Du eine Trauerwelle durchlebt hast, eröffnet sich anschliessend etwas Neues: Vielleicht Frieden, Ruhe. Vielleicht sogar Sonnenstrahlen, Wärme, Vertrauen oder Glück. Das verwehrst Du Dir selbst, denn wenn Du ’negative‘ Gefühle ausperrst, sperrst Du automatisch auch die ‚positiven‘ aus.

Wenn Du den Damm baust, kommen auch keine Fische mehr zu Dir.

Wie kann ich die Wellen bestmöglich durchstehen?

Suche Dir ‚Verbündete‘. Freunde, Familie, Professionelle die mit Dir ’surfen‘. Suche Dir einen Ort, an dem Du Du sein kannst. Zuhause, Dein Lieblingsort, Dein altes Kinderzimmer, der Wald, wo auch immer. Nimm frei (oder denke über eine Krankschreibung nach). Tue Dir Gutes, erlaube den Gefühlen da zu sein, erlaube auch dem ‚Negativen‘ da zu sein. Glaube daran, dass auch diese Welle wieder brechen wird, denn das wird sie.

Ich biete verschiedene Möglichkeiten der Begleitung an. Du kannst hier die Termine mit mir innerhalb der Zeiträume so legen wie Du sie brauchst bzw. immer dann, wenn Du sie brauchst.

Ich liebe übrigens Metaphern. Die ‚Materialkosten‘ für den Damm setze ich gleich mit Ausgaben für Shopping, Genussmittel und andere Ablenkungen jeglicher Art.

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