Sterneneltern und Sternenkinder

Im Rahmen meines Themenmonats im April 2019 habe ich Geschichten von Sterneneltern gesammelt und veröffentlicht.
Sterneneltern fühlen sich meistens unsichtbar, weil das Kind eben fehlt und zudem wird das Sternenkind totgeschwiegen, manchmal sogar in der eigenen Familie.

Ich möchte, dass alle Sterneneltern sichtbar werden, dass das Thema Fehlgeburt, Totgeburt oder stille Geburt kein Tabu mehr ist und dass die Sternenkinder nicht in Vergessenheit geraten.

Mein Name ist Patrick

Ich bin 26 Jahre jung und liebe Kinder über alles. Meine Freundin und ich wollen seit ca. sechs Jahren ein Kind. Wir sind jeweils beim Arzt gewesen und es wurde dann festgestellt, dass es an mir liegt.

Im Jahr 2018  haben wir eine Überweisung für eine Kinderwunschklinik bekommen. Im Sommer wollten wir den Termin in Angriff nehmen. Auf dem Weg dorthin gab es auf der B54 nach Münster eine Baustelle, dann sollten wir im August nichtmal den Weg antreten: Unfall auf der B54. Als würde da jemand rumspielen und uns sagen wollen „wartet ab“…

Wir haben uns drauf geeinigt es im Jahr 2019 noch mal zu versuchen. Im Dezember machte meine Frau einen Test der dann positiv war und es auf normalem Weg geklappt hatte.
Wir haben es als erstes ihrer Mutter erzählt, sie hat sich tierisch gefreut, uns beide in den Arm genommen, weil sie unsere Geschichte kennt. Meiner Familie  haben wir es erst am 24. Dezember bzw 25. Dezember gesagt bzw. es als Geschenk für meinen Vater in einen Text und einige Aufgaben verpackt. Er musste einen Text vorlesen und wusste dann bescheid, dass er im August Opa wird. Auch er hat geweint, so wie alle an diesem Tag. Einige Tage davor haben wir es unseren besten Freunden erzählt, sie haben sich auch tierisch gefreut und geweint.

Am 31. Dezember haben wir es dem Rest der Familie meiner Frau erzählt, auch da waren die Gefühle identisch. Am 22. Januar hatten wir einen Kontrolltermin, hier hätten wir Herztöne und Bewegungen hören sollen. Aber es kam alles anders als erwartet.

Am 23.01.19  haben wir es realisiert: wir haben unser Kind verloren.

Wir haben bitterlich geweint, um 8 Uhr mussten wir zum Krankenhaus zur Ausschabung. Der Tag war lang und hart und die nächsten vier Tage auch, wir waren froh, dass wir unsere Familie und Freunde hatten.

Es war für mich die härteste Zeit, die ich je hatte, die wir je hatten

Ich war vier Wochen krank geschrieben, ich konnte Tage lang nicht schlafen. Nichts konnte ich mehr.

Für uns Männer ist es -ich sage mal- scheiße, da wir auch schwanger waren, wir haben es zwar nicht im Leib getragen wie die Frau, aber wir haben mitgefühlt. Es tut so weh. Wir zeigen das zwar nicht gegenüber der Frau, denn wir wollen stark sein und ihr zeigen, dass wir für sie da sind…

Wir stehen nun neben der Frau, die Frau wird gedrückt und es wird gesagt „es tut mir so leid“. Aber was ist mit uns Männern?
Wir gehören dazu, uns tut es auch weh wir, haben auch das Kind verloren, das Baby, das wir uns von Herzen gewünscht haben….

Ich war stark genug und habe die Behördengänge gemacht, bis auf einen da musste meine Frau dabei sein… Es war die Eintragung ins Personenregister, die Eintragung, dass es unser Kind ist, meins und das meiner Frau.

Die Beerdigung war am 16.02.19, auch darüber waren wir froh und wir sind noch heute regelmäßig da und pflegen das Grab.
Keinem wünsche ich so etwas, nicht mal meinem größten Feind, sein Kind zu verlieren.

Wir denken jeden Tag an unsere Tochter Amal, 23.01.19

Du findest Patrick hier bei Instagram

Photo by Charles ?? on Unsplash

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